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Old Indians never die

Gästebuch

Häuptling Seattles Rede (er war kein Mohikaner)...........

Seattle, (1786 - 7.6.1866), auch als Sealth bekannt, war der Häuptling des kleinen Stammes der Duwamish im heutigen US-Bundesstaates Washington. Er war der Sohn des Suquamish-Häuptlings Schweabe, dessen Volk die Inseln im Pugetsund im Nordwesten des Bundesstaates Washington bewohnte

Häuptling Seattle hat seine heute berühmte Rede wahrscheinlich an Issac I. Stevens, den neuen Gouverneur und für die Washington Territories zuständigen Verwaltungsbeamten für Indianische Angelegenheiten, gerichtet. Die meisten Historiker sind der Auffassung, daß die Rede im Dezember 1854 gehalten wurde, als Stevens sich auf einer vorbereitenden Exkursion zu jenen Stämmen befand, die er in Reservationen zu zwingen beabsichtigte.

Meine Worte sind wie die Sterne

Brüder: Der Himmel hat sich unserer Väter viele hundert Jahre erbarmt. Er mutet uns unveränderlich an, doch er kann sich wandeln. Heute strahlt er. Morgen kann er von Wolken bedeckt sein.
Meine Worte sind wie die Sterne. Sie gehen niemals unter. Auf Seattles Worte kann sich der Große Häuptling Washington genauso verlassen wie unsere weißen Brüder auf die Wiederkehr der Jahreszeiten.
Der Sohn des Weißen Häuptlings sagt, sein Vater sende uns Worte der Freundschaft und des guten Willens. Das ist freundlich von ihm, denn wir wissen, daß er seinerseits unsere Freundschaft kaum braucht. Sein Volk ist zahlreich, wie das Gras der Prärien. Mein Volk zählt nur wenige, wie die vom Sturm im Grasland ausgesäten Bäume.
Der große - und gute, wie ich glaube - Weiße Häuptling gibt uns Nachricht, daß er unser Land kaufen möchte. Aber er will genug davon für uns vorsehen, damit wir ein angenehmes Leben führen können. Das scheint großzügig, denn der rote Mann hat keine Rechte mehr, die zu achten wären. Es mag auch klug sein, denn wir brauchen kein großes Land mehr. Einst haben wir dieses Land bevölkert, wie Meereswellen mit dem Wind über die muschelbesäten Untiefen spülen. Aber diese Zeiten sind vorbei und mit ihr die Größe der nun fast vergessenen Stämme.

Aber ich will weder über das Ende meines Volkes trauern, noch unseren weißen Brüdern die Schuld dafür geben. Vielleicht tragen auch wir einen Teil der Schuld. Wenn unsere jungen Männer über ein Unrecht zornig werden, sei es wirklich oder vermeintlich, entstellen sie ihre Gesichter mit schwarzer Bemalung. Dann sind auch ihre Herzen schwarz und häßlich. Sie sind hart, und ihre Grausamkeit kennt keine Grenzen. Und unsere Alten können sie nicht zurückhalten.
Wir wollen hoffen, daß die Kriege zwischen dem roten Mann und seinen weißen Brüdern nie wieder aufflammen. Wir hätten alles zu verlieren und nichts zu gewinnen. Für junge Krieger ist Rache eine Genugtuung, auch wenn sie ihr Leben dabei verlieren. Aber die Alten, die in Kriegszeiten zurückbleiben, Mütter, die Söhne zu verlieren haben - sie wissen es besser.
Unser großer Vater Washington - denn er muß nun unser wie euer Vater sein, seit George seine Grenzen nach Norden verlegt hat -, unser großer und guter Vater gibt uns Nachricht durch seinen Sohn, der unter den Seinen gewiß ein großer Häuptling ist, daß er uns beschützen will, wenn wir tun, was er will. Seine tapferen Soldaten werden meinem Volk eine Schutzmauer sein, unsere Häfen werden voll von seinen großen Kriegsschiffen sein. Dann werden unsere alten Feinde im Norden - die Haidas und Tsimshians - unsere Frauen und Alten nicht mehr ängstigen. Dann wird er unser Vater, wir seine Kinder.

Aber kann das jemals sein? Euer Gott liebt euer Volk und haßt meines. Er schließt den weißen Mann in seine starken Arme und führt ihn an der Hand, wie ein Vater seinen kleinen Jungen führt. Seine roten Kinder hat er verlassen. Er läßt euer Volk täglich stärker werden. Bald wird es das ganze Land überschwemmen. Aber mein Volk ist wie die Ebbe, wir werden nicht wiederkehren. Nein, der Gott des weißen Mannes kann seine roten Kinder nicht lieben, er würde sie sonst beschützen. Wir sind nun Waisen. Es gibt niemanden, der uns helfen kann.
Wie können wir also Brüder sein? Wie kann euer Vater unser Vater sein, uns gedeihen lassen und uns Träume von künftiger Größe senden? Euer Gott ist voreingenommen. Zum weißen Mann kam er. Wir haben ihn nie gesehen, nicht einmal seine Stimme vernommen. Er gab dem weißen Mann Gebote, aber für seine roten Kinder, die einst dieses Land bevölkerten so zahlreich wie die Sterne am Himmel, hatte er kein Wort übrig.
Nein, wir sind verschiedene Rassen, und wir müssen es bleiben. Wir haben wenig gemeinsam.
Uns ist die Asche unserer Väter heilig. Ihre Gräber sind heiliger Boden. Ihr aber seid Streuner, ihr laßt die Gräber eurer Väter zurück und denkt nur an euch selbst. Eure Religion ritzte der eiserne Finger eines zornigen Gottes in Steintafeln, damit ihr sie nicht vergeßt. Der rote Mann könnte sie nie verstehen oder behalten. Unsere Religion, das sind die Bräuche unserer Vorväter, die Träume unserer Alten, die ihnen der Grße Geist gesandt hat, und die Visionen unserer Friedenshäuptlinge. Und sie ist in die Herzen unseres Volkes geschrieben. Eure Toten vergessen euch und das Land ihrer Geburt, sobald sie ins Jenseits treten und unter den Sternen wandeln. Sie sind rasch vergessen und kehren nicht wieder.
Unsere Toten vergessen nie diese schöne Erde. Sie ist ihre Mutter. Sie lieben und gedenken stets ihrer Flüsse, ihrer Gebirge, ihrer Täler. Sie sehnen sich nach den Lebenden, die auch einsam sind und sich nach den Toten sehnen. Und oft kehren ihre Geister zurück, um uns aufzusuchen und uns zu trösten.
Tag und Nacht können nicht nebeneinander weilen. Der rote Mann ist stets vor dem nahenden weißen Mann zurückgewichen wie die wallenden Nebel am Berghang vor der glühenden Morgensonne.
Nein, Tag und Nacht können nicht nebeneinander weilen. Der rote Mann hat sich stets vor dem vordringenden weißen Mann zurückgezogen, wie die Nebel am Berghang vor der Morgensonne.

Euer Angebot scheint fair zu sein, ich glaube, mein Volk wird es annehmen und in das von euch angebotene Reservat gehen. Wir werden dort für uns und friedlich leben. Denn die Worte des großen weißen Häuptlings sind wie die Worte der Natur, gesprochen zu meinem Volk auf tiefer Dunkelheit - einer Dunkelheit, die um uns heraufzieht wie die Nebel, die von der mitternächtlichen See kommen.
Es ist nicht so wichtig, wo wir unsere letzten Tage verbringen. Es sind nicht mehr viele. Die Nacht der Indianer wird schwarz. Kein heller Stern wird in der Ferne leuchten. Der Wind ist traurig. Den roten Mann ereilt das Verhängnis. Wohin er auch geht, er wird die sich nähernden Schritte seines Zerstörers vernehmen und darauf gefaßt sein zu sterben wie die verwundete Hirschkuh, die die Schritte des Jägers hört.
Noch wenige Monde, noch wenige Winter, und keines der Kinder der großen Stämme, die einst in dieser Weite lebten oder nun in kleinen Scharen durch die Wälder ziehen, wird noch leben, um an den Gräbern eines Volkes zu trauern, das einst so mächtig und hoffnungsvoll wie eures war.
Doch warum sollte ich um mein untergehendes Volk trauern? Ein Stamm setzt sich aus einzelnen zusammen, aus nichts anderem. Menschen kommen und gehen, wie die Wellen des Meeres. Eine Träne, ein Gebet an den Großen Geist, ein Klagegesang, und sie sind für immer unserem sehnenden Blick entschwunden. Sogar der weiße Mann, dessen Gott unter ihnen wandelte und mit ihnen sprach als Freund zu Freunden, selbst er kann dem Schicksal aller nicht entrinnen. Vielleicht sind wir doch Brüder. Wir werden sehen.

Wir werden über euer Angebot nachdenken. Wenn wir uns entschieden haben, werden wir es euch wissen lassen. Sollten wir es annehmen, stelle ich hier und jetzt diese Bedingung: daß uns nicht das Recht verwehrt wird, jederzeit die Gräber unserer Ahnen und Freunde zu besuchen.
Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig. Jeder Berg, jedes Tal, jede Lichtung, jeder Wald ist in der Erinnerung und Erfahrung meines Volkes heilig. Selbst der stumme Felsen der Küste hallen wider von den Ereignissen und Erinnerungen im Leben meines Volkes. Der Boden unter euren Füßen antwortet liebevoll auf unsere Schritte als auf eure, denn er ist die Asche unserer Vorväter. Unsere bloßen Füße fühlen die Vertrautheit. Die Erde ist erfüllt vom Leben der Unseren.
Die jungen Männer, die Mütter, die Mädchen, die kleinen Kinder, die einst hier glücklich lebten, sie alle lieben diese einsamen Orte immer noch. Abends verdunkeln sich die Wälder in der Gegenwart der Toten. Wenn der letzte rote Mann von der Erde verschwunden ist und sich die Weißen an ihn nur noch erinnern, wie man sich an eine Geschichte erinnert, dann werden diese Gestade noch von den unsichtbaren Toten meines Volkes wimmeln. Und wenn eure Kindeskinder sich allein glauben in Forst und Feld, in den Geschäften, auf den Straßen oder der Stille der Wälder, dann werden sie nicht allein sein. Es gibt keinen Ort in diesem Land, wo ein Mensch allein sein kann. Nachts, wenn die Straßen eurer Städte und Dörfer still sind und ihr glaubt, sie seien verlassen, dann drängen sich dort die wiederkehrenden Geister derer, die sie einst bevölkerten, und sie werden diese Orte immer noch lieben.
Der weiße Mann wird nie allein sein.
So möge er gerecht und freundlich mit meinem Volk umgehen.
Auch Tote besitzen Macht.